Aktuell veröffentlichte Zahlen zeigen, dass die Winterverluste bei den Bienen im Jahr 2013/14 gering ausfielen. Der Industrieband Agrar e. V. sieht darin einen Beleg, dass bestimmte Pestizide nicht Schuld am Bienensterben sind. Dies ist ein Trugschluss. Für die geringen Verluste war maßgeblich das milde Wetter verantwortlich.
Vergangene Woche veröffentlichte der Industrieverband Agrar e. V. eine Mitteilung, in welcher er die geringen Winterverluste bei Bienenvölkern 2013/14 zum Anlass nimmt, das EU-Verbot der drei häufigsten Neonicotinoide zu kritisieren. Ein Trugschluss, denn die wenigen Verluste bei den Bienen hängen hauptsächlich mit dem guten Wetter zusammen.
Die Winterverluste bei den Honigbienen fielen im vergangenen Winter mit nur 9% gering aus. Der Industrieverband Agrar e. V. sieht darin eine Bestätigung, dass Neonicotinoide keinen negativen Einfluss auf die Bienengesundheit haben, schließlich durften die Pestizide bis Herbst 2013 noch eingesetzt werden. Seit Dezember des vergangenen Jahres ist deren Einsatz untersagt. Die EU-Kommission erließ ein Verbot für die Wirkstoffen Clothiandidin, Imidacloparid und Thiamethoxam aufgrund fehlender Studien zur Risikobewertung. Neonicotinoide sind hochwirksame Pestizide. Ihre Giftigkeit ist teilweise 7.000 mal höher als die von DDT. Der Industrieverband Agrar e. V. als Vertreter der agrochemischen Industrie in Deutschland stemmt sich vehement gegen das Verbot und klagt dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof (siehe unten).
Die geringen Verluste sind sicher für die meisten ImkerInnen eine erfreuliche Nachricht. „Daraus abzuleiten, dass die Bienen gesünder seien, als in in der öffentlichen Presse behauptet“ wie der Industrieverband schreibt, ist Augenwischerei. Die Lebensbedingungen der Bienen haben sich in den letzten Jahren nicht groß geändert.
Für Dr. Johannes Wirz, Biologe und Vorstand von Mellifera e. V. ist das Wetter der Hauptgrund für die geringen Verluste: „Der schöne Sommer sorgte für ein reichhaltiges Blütenangebot und der Winter war sehr mild“. So sieht es auch Dr. Romée van der Zee vom unabhängigen Bienen-Forschungsverband COLOSS, welcher die Daten zu den Winterverlusten veröffentlichte. Zudem war der späte Bruteinschlag bei den Bienenvölkern 2013 aufgrund des kalten Frühlings mit entsprechend weniger Reproduktionszyklen der Varroamilbe ein wichtiger Faktor für die erfreulichen Zahlen.
Viele Studien in den letzten zwei Jahren haben ein breites Spektrum von negativen Effekten von Pestiziden und insbesondere von Neonicotinoiden aufgezeigt. Die Stoffe stören die Kommunikationsfähigkeit und den Orientierungssinn der Bienen. Sie finden nicht mehr in den heimischen Stock zurück. Dies kann zum Zusammenbruch von ganzen Völkern führen. Zudem rufen sie Stoffwechselstörungen bei Bienenlarven hervor und machen Kolonien anfälliger für Bienenkrankheiten. Eine vor Kurzem veröffentliche Studie aus den Niederlanden hat nachgewiesen, dass das Verschwinden von Insekten fressenden Vögeln signifikant mit der Konzentration von Neonicotinoiden zusammenhängt.
Die drei großen Herstellerkonzerne BASF, Bayer und Syngenta haben vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen das von der EU-Kommission erlassene Neonicotinoid-Verbot eingereicht.
Damit es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung hinter verschlossenen Türen kommt, haben sich Mellifera e. V. und weitere Imkerverbände als Prozessbeteiligte bei dem Verfahren angemeldet um sich aktiv einmischen zu können. Hierfür sind die Verbände dringend auf Spenden angewiesen.
Weitere Informationen auf www.mellifera.de/bienenschutz
Quelle
Mellifera e.V. | Initiativen für Biene-Mensch-Natur
http://mellifera.de/land/land.news/news.land.16/index.html