Vorrat aus Gemüse, Obst und Kräutern das ganze Jahr genießen
Wieder ein Buchtitel aus dem Kontext der (nicht nur) ländlichen Selbstversorgung: Wer auf der Suche ist nach einem Grundlagenwerk über pragmatische Konservierungsmethoden wird hier fündig!
Nach einer Annäherung an das Thema Selbstversorgung durch die bekannte Gärtnerin und Autorin Andrea Heistinger, sowie einige Seiten zu physiologischen Vorgängen und Einlagern generell, werden zunächst alle Methoden des Haltbarmachens leicht nachvollziehbar vorgestellt. Trocknen, Heißabfüllen, Einkochen und Sterilisieren, unterschiedliche Arten des Einlegens und Milchsäuregärung, sind einige davon. Aufschlussreich und ästhetisch werden die Texte von vielen Fotos begleitet. Die Seitenspalten gehören zusätzlichen Tipps und Hinweisen, die auf den ernährungswissenschaftlichen Hintergrund und die pragmatische Art von Rosemarie Zehetgruber hinweisen. So finden sich darunter Anleitungen, wie man Apfelpetktin aus unreifen Äpfeln oder Fallobst selber herstellen kann, was bei einem Solartrockner zu beachten ist, wie man auch ohne Einkochtopf im Ofen Einkochen kann u.a. Selbstverständlich gibt die Autorin auch tabellarisch die unterschiedlichen Einkochzeiten mit Temperatur und Dauer der verschiedenen Lebensmittel an, sowohl für den Einkochtopf, als auch für‘s Backrohr (für diejenigen, die keinen solchen Topf besitzen). Apropos „Backrohr“: die Autorin kommt, wie auch der Buchverlag, aus Österreich und das Praxishandbuch ist gespickt mit exotisch-herzig anmutenden Begriffen, die in Deutschland so nicht überall vertraut sein mögen (Fisole, Karfiol, Kren, Marille, Ribisel, Nudelwalker, Obers, Schwammerl, Topfen,….). Doch zum Glück erscheint am Ende des Buchs zur Hilfe für die nicht Sprachkundigen noch ein kleines Glossar.
Der Schwerpunkt des Buches liegt natürlich auf den Rezepten und Verwendungstipps. Vor jedem größeren Abschnitt wie bspw. „Obst“ oder „Gemüse“, werden einleitend ein paar Seiten zu den jeweiligen Grundzügen und Haltbarmachmethoden aufgeführt, etwa wie sich die entsprechenden Lebensmittel für die eine oder andere Art des Haltbarmachens eignen. Dort erscheinen bereits die Grundrezepte, ferner wird zu den folgenden Rezepten verwiesen. Die sind in der Regel eher einfach und unexotisch, mit Hinweisen zu Varianten und weiter führenden Tipps (wie etwa die Weiterverarbeitung von Übriggebliebenem beim Gelee, oder wie lange das Veredelungsprodukt haltbar ist, oder auch wozu es besonders lecker ist).
Ein wunderbares Buch für alle SelbstversorgerInnen, die ihre Schätze aus dem Garten auf natürliche Weise konservieren möchten.
Noch ein Wort zur Produktion: Der Löwenzahn Verlag ist Mitglied bei Zero Waste Österreich, er lässt alle seine Bücher Cradle-to-Cradle in Österreich drucken, produziert dabei keine giftigen Schlämme und verschickt die Bücher ohne Plastikfolie, bei einer „klimapositiven“ CO²-Kompensation zu 110%. Das finde ich relevant bei der Betrachtung eines Rezepts, das sich auf einer Seite von etwa 20 x 25cm verliert, nebst ganzseitigem Foto dazu. Kürzlich hatte ich ein altes DDR-Kochbuch auf dem Flohmarkt in die Hände bekommen, da stehen mindestens (!) sechs Rezepte auf einer Seite (etwa 15 x 20 cm) und lediglich ein paar Fotoseiten im gesamten Buch überhaupt. Das mag heutigen Lesegewohnheiten und ästhetischen Ansprüchen widersprechen. Es steht jedoch auch im Widerspruch zu heutigen Kenntnissen, weiterhin „großzügig“ im Materialverbrauch bei der Bücherproduktion sein zu dürfen. Da müssten längst viel mehr Verlage ähnliche Konsequenzen wie der Löwenzahn Verlag ziehen, was den Umgang mit Rohstoffen anbelangt.
Quelle
Löwenzahn Verlag, 7. Auflage 2022
https://www.loewenzahn.at/produkt/2556/praxishandbuch-natuerlich-konservieren/
Autorin
Rosemarie Zehetgruber