Hamburg, New York, Delhi, Kairo – 15. Oktober 2020:  Am Welternährungstag warnt der World Future Council Staats- und Regierungschef vor einer Verschlimmerung der globalen Hungerkrise. Weltweit sind bereits Millionen von Menschen von Hunger bedroht; die Coronavirus-Pandemie vertieft die bestehenden Hungerkrisen und verstärkt die Ungleichheiten.

Überproduktion, Verschwendung, ungleiche Verteilung und mangelnde Widerstandsfähigkeit sind die Merkmale unseres globalisierten Ernährungssystems. Daher drängen Expertinnen und Experten des Weltzukunftsrats darauf, Agrarökologie jetzt auszubauen, um Hunger und Armut zu bekämpfen, Resilienz aufzubauen und BürgerInnen, KleinbäuerInnen und Kinder zu stärken.

“Die jüngste COVID-19-Pandemie ist ein Symptom für ein Ernährungssystem, das dringend einer Umgestaltung bedarf. Wir müssen die wichtigsten Probleme in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Hunger, Armut, Klimawandel und Tierschutz bei der Wurzel packen. Wir fordern, die riesigen Summen, die für den Wiederaufbau der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden, proaktiv einzusetzen. So soll die agroökologische Transformation des Ernährungssystems vorangebracht, das Agrarökosystem wiederhergestellt und die langfristige Widerstandsfähigkeit gesichert werden. Ich wünsche mir, dass der Schwerpunkt auf der Ernährungssouveränität, dem Recht auf Nahrung und dem allgemein vereinbarten Rahmen der Nachhaltigkeitsziele liegen sollte”, so Hans R. Herren, Ratsmitglied, World Future Council und alternativer Nobelpreisträger (Schweiz/USA).

“Um das Überleben und die Gesundheit der Menschheit zu sichern, müssen wir die Natur und ihre Lebenszyklen respektieren. Die Pandemie ist ein Weckruf. Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 täglich um ihr Überleben gekämpft. Da die Wirtschaft am Rande des Zusammenbruchs steht, sollte unser Fahrplan klar sein. Der Ausbau von Agrarökologie durch die Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist die einzig richtige Antwort.” sagt Dr. Vandana Shiva, Gründungsratsmitglied des World Future Councils und Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises (Indien).

„Auch die deutsche Politik setzt sich zunehmend für agrarökologische Praxen ein. So unterstützt Bundesminister Müller deren Weiterentwicklung und Verbreitung  u.a. in  Afrika und Indien. Und Macrons Bürgerkonvent 2020 empfiehlt in Frankreich bis 2040 50 % der Fläche agrarökologisch zu bewirtschaften. Dies zeigt auf, worum es gehen muss: den örtlichen Gegebenheiten angepasste, vielfältige, technologisch angemessene, nachhaltige Landbewirtschaftung“ kommentiert Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorsitzender, Aufsichtsrat, World Future Council und Senior Advisor, Schweisfurth Stiftung.

“Kinder sind besonders von Hunger und Mangelernährung betroffen. PolitikerInnen dürfen ihre Zukunft nicht aus Spiel setzen.  Die Gewinner des Future Policy Award beweisen, dass eine zukunftsfähige Ernährung möglich ist – und wie. Politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt sollten ihrem Beispiel folgen und ähnlich vorbildliches politisches Handeln intensivieren”, sagt Alexandra Wandel, Vorstandsvorsitzende, Stiftung World Future Council.

Zum Hintergrund:
Agrarökologie als Praxis und Bewegung wird von WissenschaftlerInnen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und LandwirtInnen befürwortet. Sie schützt Kleinebäuerinnen und Kleinbauern, indigene Landwirtschaft und von der Gemeinschaft unterstützte Landwirtschaft.
Hunger und Armut können durch die unverzügliche Anwendung der bewährten ganzheitlichen agroökologischen Prinzipien, die eine nicht nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, -konsum und -verschwendung in Frage stellen, bekämpft werden.

Der Weltzukunftsrat hat gemeinsam mit der FAO und IFOAM Organics International die weltweit besten Gesetze und Maßnahmen zur Verbreitung der Agrarökologie ausgezeichnet. Zu den Preisträgern gehört der erste zu „100 % Bio“-Staat der Welt: Sikkim, Indien, der dänische Bio-Aktionsplan und das städtische Landwirtschaftsprogramm Agrupar aus der Stadt Quito, Ecuador. Siehe https://www.worldfuturecouncil.org/de/p/2018-agraroekologie-2/

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