Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft

»Die EU-Agrarpolitik ist ein bürokratisches Monstrum und für Laien kaum zu verstehen. Viele wissen nicht einmal, dass es sie gibt. Alle sieben Jahre wird sie überarbeitet, und trotzdem fördert sie ein falsches System….

… Sie ist nicht auf das ausgerichtet, was vielen von uns wichtig ist: gesunde und leckere Lebensmittel, artgerechte Haltung von Tieren, Schutz von Gewässern, Vögeln und Insekten. Das Geld wird pro Hektar Fläche vergeben. Die größten Betriebe bekommen das meiste, während Programme für den Erhalt kleiner Bauernhöfe völlig unterfinanziert sind.

Darum gibt es diesen Atlas. Er zeigt, wie eng die EU-Landwirtschaft mit unserem Leben und unseren Lebensräumen verwoben ist. Er zeigt auch, wie wenig von dem Geld der GAP den Zielen zugutekommt, die sich Europäerinnen und Europäer von der Landwirtschaft wünschen.

Der Atlas zeigt aber auch, dass es sich lohnt, für eine bessere, grundlegend andere Agrarpolitik einzutreten. In vielen Ländern der EU wachsen die Bewegungen für nachhaltige, soziale und global gerechte Agrar- und Ernährungssysteme. Organisationen von Bäuerinnen und Bauern vernetzen sich mit Konsumentinnen und Konsumenten, mit Natur-, Umwelt- und Tierschutzorganisationen sowie entwicklungspolitischen Gruppen. Darum wird dieser Atlas auch in weiteren fünf europäischen Sprachen und Länderversionen erscheinen. Der Atlas ist das Ergebnis europäischer Vernetzung, soll Zivilgesellschaft und Bewegungen in vielen EU-Ländern stärken und damit die ökologische und soziale Agrar- und Ernährungswende voranbringen.

Seit vielen Jahren ignorieren die Regierungen der EU-Mitgliedsländer nicht nur die Forderungen großer Teile der Bevölkerung, sondern vertreten die Interessen der industriellen Agrarlobby in Brüssel. Das ist empörend. Damit leisten sie nicht nur der Landwirtschaft in der EU einen Bärendienst, sondern sind mitverantwortlich dafür, dass zentrale, von der EU selbst gesteckte Ziele nicht erreicht werden – weder der Schutz des Klimas, der Böden und Gewässer und der Artenvielfalt noch globale Gerechtigkeit durch die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und einen fairen Außenhandel.

Geld für eine andere Agrarpolitik ist im Haushalt der EU vorhanden. Es muss so genutzt werden, dass Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft honoriert werden. Daher ist es höchste Zeit für eine lebendige gesellschaftliche Diskussion über die Gestaltung der Landwirtschaft. Nur wenn die Menschen in der EU das Gefühl und das Wissen haben, dass das Geld für die Landwirtschaft sinnvoll und im Sinne des Gemeinwohls verwendet wird, werden sie auch in Zukunft bereit sein, sie zu unterstützen.«

Barbara Unmüßig, Heinrich-Böll-Stiftung
Hubert Weiger, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Barbara Bauer, Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe

Quelle
Heinrich Böll Stiftung
https://www.boell.de/de/2018/12/20/agrar-atlas-daten-und-fakten-zur-eu-landwirtschaft?dimension1=ds_agraratlas

Herausgeber
Heinrich Böll Stiftung, BUND, LE MONDE diplomatique