7. September 2004

Seit Ende August 2004 verdichten sich die Hinweise, dass in Klein Jasedow erneut derselbe Schaden durch Clomazone aufgetreten ist wie im September 2001. Sämtliche Kennzeichen sind wieder zu sehen (siehe Schadensbilder), und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt müssen wir annehmen, dass der Umfang der Kontaminierung mindestens dasselbe Ausmaß erreicht wie 2001. Die sichtbaren Anzeichen nehmen derzeit von Tag zu Tag zu, so dass davon auszugehen ist, dass der volle Umfang der Pflanzenschädigung in etwa einer Woche einzuschätzen sein wird.

Die Einwohnerinnen und Einwohner haben bis zum 2. September ihre Beobachtungen und Befürchtungen für sich behalten. Niemand wollte als erster das Wort „Brasan“ in den Mund nehmen, und alle haben gehofft, dass es nur vereinzelte Pflanzen seien, die man in seinem Garten entdeckt hatte. Nachdem aber nun die Brombeeren mit erbleichten Blatträndern und Blättern weithin leuchtend als unübersehbare Zeugen einer erneuten massiven Clomazone-Vergiftung in den Gärten stehen, kann man den Schaden nicht mehr leugnen.

In diesem Jahr sind wieder Felder mit Winterraps bestellt worden, die direkt an Klein Jasedow angrenzen. Ob erneut Brasan zum Einsatz kam, dürfte aufgrund der Vorkommnisse im Jahr 2001 eher unwahrscheinlich sein. Vermutlich ist ein anderes Mittel verwendet worden, das in der Anwendung mehr Sicherheit verspricht, aber offenkundig genauso wenig zuverlässig ist wie Brasan: Nimbus CS. Offensichtlich ist in engem zeitlichem Zusammenhang abermals ein Glyphosat-haltiges Totalherbizid eingesetzt worden, möglicherweise zur Abtötung der Ausfallsaat von Gerste im pfluglosen Anbauverfahren, ziemlich sicher aber auf abgeernteten Rapsfeldern.

Auch in den Ortsteilen Waschow, Papendorf und Pulow sind verräterische Weißverfärbungen entdeckt worden. Inzwischen haben uns Anrufe erreicht, die von Clomazone-Schäden in anderen Landesteilen, u.a. auch auf Rügen, berichten.

Es gibt auch wieder die bekannten körperlichen Symptome. Im unmittelbaren Umfeld gab es eine Krankschreibung wegen Grippe-ähnlicher Symptome über 10 Tage. Eine gesundheitlich generell instabile Person, die zum Zeitpunkt des Vorfalls 2001 einen kompletten Zusammenbruch ihres Immunsystems erlitten hatte, liegt derzeit wegen Epilsepsie-ähnlichen Anfällen im Krankenhaus. Eine Person musste mit einem fiebrigen Anfall einen Tag das Bett hüten, eine Reihe von Personen klagen über Unwohlsein. Die inzwischen 4 1/2 Jahre alte Carmen (siehe Fotoarchiv Klein Jasedow 2001) zeigt im Moment keine Symptome.

Wir gehen davon aus, dass der Agrarbetrieb in unserem Fall die Ausbringungsvorschriften peinlich genau eingehalten hat. Es handelt sich nicht um ein lokales Problem etwa zwischen „Ökos“ und konventionellen Landwirten. Die Agrarbetriebe sitzen mit den von der Schadstoff-Verfrachtung betroffenen Menschen im selben Boot, denn auch sie sind Opfer eines nicht beherrschbaren Produkts. Sie dürfen bei der Anwendung davon ausgehen, dass sie ein erprobtes und zugelassenes Produkt einsetzen, das sich so verhält, wie es der Hersteller behauptet. Auch wenn die lokale Situation in Pulow aus vielen anderen Gründen problematisch ist, so sollten in dieser Sache alle zusammenarbeiten, um den Wirkstoff Clomazone in den derzeitigen unterschiedlichen Formulierungen aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn man schon nicht auf die Chemie verzichten will, dann muss entweder eine einwandfrei funktionierende Forumlierung entwickelt werden, oder der problematische Wirkstoff muss durch einen anderen ersetzt werden.

18. September 2004

Am 16. September, vorgestern, fand in Klein Jasedow eine konstruktive Konferenz mit den wichtigsten Landesbehörden und dem Landwirtschaftsministerium statt. Es sind erneut Anbauflächen für einen ökologischen Anbaubetrieb betroffen, und so hat die Clomazone-Verfrachtung erhebliche Folgen für das Unternehmen. Das Protokoll wird voraussichtlich am Dienstag, den 21. September, freigegeben. Bitte gedulden Sie sich bis dahin.

Wir werden auch noch weitere Fotos veröffentlichen. Wir beobachten eigenartigerweise diesmal an Bäumen auffällige Vorgänge bei ihren Blättern. Innerhalb von rund 14 Tagen wurde an den meisten Pflanzen ein aktuer Verfall ihrer Vitalität unübersehbar. Wir wissen nicht, was die Ursache sein kann, denn diese Schäden sind nicht mit Clomazone-Einwirkung zu erklären. Die Fotos werden ab Sonntag, 19. September, Abends zur Verfügung stehen.