Viele selten gewordene Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht – dabei könnten ihre genetischen Eigenschaften in Zeiten des Klimawandels für die Welternährung enorm an Bedeutung gewinnen. Darauf macht die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem zweiten Bericht zum weltweiten Stand der tiergenetischen Ressourcen aufmerksam. Um den bestehenden Genpool zu bewahren und sicherzustellen, dass die Vielfalt seltener Nutztierrassen künftigen Generationen erhalten bleibt, seien verstärkte Anstrengungen nötig. Der FAO-Generaldirektor betonte im Vorwort, die genetische Vielfalt sei für die Widerstandsfähigkeit und die Anpassung an künftige Herausforderungen grundlegend. „Seit tausenden von Jahren haben domestizierte Tiere wie Schafe, Hühner und Kamele direkt zum Lebensunterhalt und zur Ernährungssicherheit von Millionen Menschen beigetragen. Dazu gehören auch die 70 Prozent der Armen in ländlichen Gebieten“, so da Silva. Weltweit sind 1.458 landwirtschaftlich genutzte Tierrassen vom Aussterben bedroht, das sind gut 17% aller Nutztierrassen. Aufgrund der schlechten Datenlage ist zudem bei fast 60% der Nutztierrassen unklar, wie es um ihren Erhaltungszustand bestellt ist. Als Gründe für die zunehmende Verringerung der genetischen Vielfalt nennt die FAO wahllose Kreuzungen, den wachsenden Einsatz nicht heimischer Tierarten, den Rückgang traditioneller Produktionsformen sowie die Vernachlässigung von Rassen, die nicht als leistungsfähig genug gelten. Viele Länder importieren genetisches Material für die Tierzucht, um etwa die Milchleistung zu steigern oder das Wachstum zu beschleunigen. Dadurch gingen wertvolle Merkmale verloren, wie die Eigenschaft bestimmter Tierrassen, hohe oder extrem niedrige Temperaturen zu ertragen oder mit wenig Wasser, minderwertigem Futter und großen Höhenlagen klarzukommen. Der Bericht führt das brasilianische Pantaneiro-Rind an, eine Rasse, die gegen verschiedene durch Parasiten verursachte Krankheiten resistent ist. Von der Rinderart, die in Brasilien einst allgegenwärtig war, sind nur noch 500 reinrassige Tiere übrig, wodurch ihr Fortbestand gefährdet ist. Doch es gebe auch Fortschritte zu vermelden, da immer mehr Staaten und Tierzüchter weltweit den Wert der genetischen Vielfalt von Nutztieren erkannt hätten und Genbanken eingerichtet wurden, so die FAO. Ein Beispiel für die erfolgreiche Wiederbelebung einer vom Aussterben bedrohten Nutztierrasse ist das ungarische Mangalica-Schwein, auch Wollschwein genannt. Ende der 1980er Jahre gab es nur noch 200 Exemplare, da andere Schweinerassen, die mehr Fleisch mit weniger Fett lieferten, das Wollschwein verdrängt hatten. Doch dank der Bemühungen mehrerer Züchter nimmt ihre Zahl nun wieder zu. (ab)

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