Pflanzen zu berühren beeinflusst deren Wachstum. Mugifumi nennt man solch eine Methode in Japan.

Pflanzen reagieren auf Berührungen. Das ist seit den 1970er Jahren wissenschaftlich nachgewiesen. Das verantwortliche Gen trägt den Namen AtGA2ox7 und ist für die Produktion eines wachstumshemmenden Enzyms zuständig, wie die Wissenschaftler kürzlich im Fachblatt Nature Plants berichteten. Bei regelmäßiger Berührung bleiben pflanzen kleiner, blühen manchmal später, sind aber widerstandfähiger gegen Pilze, Bakterien und Viren und auch gegen Salz. Das haben Forscher aus den USA und der Schweiz erst vor wenigen Jahren herausgefunden. Sogar Ernteerträge sollen japanischen Studien zufolge steigen.

Aufgrund der Sprachbarriere blieb Jahrhunderte altes Wissen über die mechanische Behandlung von Weizen- und Gerstenfelder, wie es in Japan traditionell betrieben wird, hierzulande unbekannt. Erstmals berichtete im September 2014 Hedetoshi Iida im Magazin Frontiers in Plant Science davon. In einem Handbuch aus dem Jahr 1680 rät man dort den Bauern zum Mugifumi, dem „Getreidetreten“. Hierbei werden zu Beginn der Wachstumsphase ganze Kinderscharen auf die Äcker geschickt. Mancherorts ziehen auch Trecker Spezialrollen über die Getreidereihen.

An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg setzt man statt auf schweres Gerät auf Luft. Ein umgebauter Gießwagen durchpustet Futterpflanzen für Kleinnager 80-mal pro Tag von oben und bewegt so die Blätter. „Das funktioniert genauso gut wie eine direkte Berührung“, so Ute Ruttensperger aus Heidelberg. Dort wird die Wirkung der Berührung auf Pflanzen schon seit Ende der 1980er-Jahre erforscht. In ersten Versuchen traktierten sie noch Petersilie mit einem Straßenbesen und wurden dafür belächelt. Zu Unrecht, sagt der Braunschweiger Forscher Theo Lange; er empfiehlt den Besen noch heute als Alternative zur Giftspritze.

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