Bundestag schaltet Online-Petition frei.
Initiator Thomas Radetzki erwartet bundesweite Rekordbeteiligung.
Die Zeichnungsfrist der Bundestagspetition „Pestizidkontrolle“ hat offiziell begonnen. Menschen jeden Alters und jeder Nationalität können nun vier Wochen lang ihre Unterschrift für die Petition abgeben, die auf der Petitionswebseite des Deutschen Bundestags unter dem Titel „Tierschutz – Reformierung der Risikoprüfung für Pestizide zum Schutz von Bienen und anderen Insekten“ zu finden ist.
„Ich freue mich, dass der Bundestag meine Petition endlich freigeschaltet hat. Jetzt sind die Bürgerinnen und Bürger gefragt, mit einer Rekordbeteiligung ein starkes politisches Zeichen für den Schutz unserer Insekten und Artenvielfalt zu setzen“, sagt Initiator Thomas Radetzki. Um sich im Bundestag Gehör zu verschaffen, muss Radetzki nun erst einmal das Quorum von mindestens 50.000 Unterschriften knacken. Die bisher erfolgreichste Bundestagspetition stammt aus dem Jahr 2009 und kam auf 133.778 Unterzeichner. Die ungebrochene öffentliche Anteilnahme am Insektensterben und nicht zuletzt der enorme Erfolg des Volksbegehrens „Artenvielfalt“ in Bayern stimme ihn optimistisch, dass dieses Ergebnis zu knacken sei, meint Radetzki.
Internationale Studie bestätigt Mängel bei Sicherheitsprüfungen von Pestiziden
Mit seiner Forderung nach einer Reform der Zulassungsverfahren von Pestiziden ist Radetzki, der sich seit Jahrzehnten für das Thema politisch einsetzt, längst nicht mehr allein. Eine erst vor wenigen Tagen veröffentlichte internationale Studie unter Beteiligung der Universität Koblenz-Landau kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, die aktuelle Zulassungspraxis von Pflanzenschutzmitteln verfehle geltende Umweltstandards und trage maßgeblich zum Verlust von Biodiversität und Insektensterben bei.
Vergangene Woche hatte die EU-Kommission mit dem Fungizid Chlorothalonil ein weiteres, seit Jahren zugelassenes Pestizid wieder vom Markt genommen, weil nachträglich erhebliche Gesundheits- und Umweltrisiken bekannt wurden. Chlorothalonil gehört zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Pflanzenschutzmitteln. In einem kürzlich erschienenen Interview mit SPIEGEL ONLINE räumt der Chef der EU-Lebensmittelbehörde Efsa, Bernhard Url, ebenfalls Mängel bei den Zulassungsprüfungen und „zu lasche Regeln“ für die Anwendung von Pestiziden wie dem besonders umstrittenen Wirkstoff Glyphosat ein.