Ein Jahr lang Anerkennung für ein Trugbild

Der Bonner Fachjournalist Uwe Hoering räumt mit der Vorstellung auf, dass „Familienlandwirtschaft“ mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft gleichzusetzen sei.

Uwe Hoering setzt sich in seiner Analyse mit dem diesjährigen Welternährungstag (16.10.) und dem aktuellen UN-Jahr 2014, das unter dem Motto „Family Farming: Feeding the World, Caring the Earth“ steht, kritisch auseinander. Familienlandwirtschaft klinge zwar wie eine Abgrenzung gegen die industrielle Landwirtschaft, doch ein wirkliches Gegenbild stelle sie nicht dar. Es gibt Familienbetriebe mit hunderten, tausenden von Hektar, riesige Plantagen und ausgedehnte Weideflächen. In vielen Ländern sind zahlreiche Familienbetriebe bereits voll in die Kommerzialisierung durch die Agroindustrie integriert.

„Die Eigentumsform sagt wenig bis gar nichts über Betriebswirtschaft oder Kommerzialisierungsgrad aus, über eine Orientierung auf Ernährungssicherung, auf die Vermeidung von Pestiziden und Agrargiften, auf die Erhaltung tradierten Wissens oder kultureller Traditionen, über Lebensstil oder Verhältnis zu Natur und Umwelt, Kultur und sozialer Gemeinschaft.“ so Uwe Hoering in seiner Analyse. Bei den wenigen Betrieben, die der Modernisierung, Marktintegration, der inklusiven Geschäftsmodelle und der Vertragslandwirtschaft bspw. in Europa Stand halten können, spielen alternative landwirtschaftliche Produktionsweisen, lokale Produktion und geschlossene Kreisläufen von Produktion und Konsum, die Nutzung überkommenden Wissens und der Einsatz umweltorientierter Methoden, sowie Ernährungssouveränität, eine bestenfalls marginale Rolle.

Quelle
Globe-Spotting Themendienst
http://www.globe-spotting.de/fata-morgana-family-farming.html

Autor
Uwe Hoering