Von der Pestizid-Industrie durchgeführte und finanzierte Studien dementieren Krebsgefahr – das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) liefern falsche Vorgaben an die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten.

Glyphosat ist das am meisten verwendete und eingesetzte Herbizid. Rückstände dieses Herbizids findet man in der Umwelt und in den Lebensmitteln. In März 2015 hat die WHO / IARC Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Das BfR und die EFSA sind hingegen zu ganz andere Ergebnissen gekommen, und sehen überhaupt kein Problem mit Glyphosat. Somit hat sowohl das BfR als auch die EFSA grünes Licht zu Verlängerung der Zulassung gegeben. Am 7. März haben die europäischen Mitgliedstaaten das letzte Wort und treffen eine Entscheidung.

„Deshalb haben wir versucht heraus zu finden, wieso das BfR und die EFSA keine krebserregenden Auswirkungen gefunden haben, obwohl genau die gleichen Studien wie die von den Experten der WHO / IARC untersuchten analysiert wurden. Für die WHO / IARC gibt es eindeutige Beweise, dass der Wirkstoff Glyphosat krebserregend bei Tieren wirkt“, sagt Angeliki Lysimachou (PAN-Europa). Aus diesem Grund hat PAN-Europa, gemeinsam mit dem Toxikologen Peter Clausing (PAN-Germany), die wissenschaftlichen Methoden und Argumentationen des BfR, der EFSA und der Pestizid-Industrie bezüglich ihrer Krebs auslösenden Wirkung mit den wissenschaftlichen Methoden und Argumentationen des IARC verglichen. Dabei traten erstaunlicher Ergebnisse zu Tage.

Um die Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat zu verlängern, hat die US-Firma Monsanto in Mai 2012 fünf Mäuse-Studien eingereicht. In vier dieser fünf Studien wurden signifikante Krebs- Effekte durch eine unangemessene statistische Auswertung verheimlicht. Die angewandte statistische Auswertung steht nicht im Einklang mit den aktuellen OECD-Richtlinien.

Das BfR hat sich auf die statistische Auswertung von Monsanto verlassen. Aufgrund der Tatsache, dass die WHO / IARC den Wirkstoff Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ eingestuft hat, wurde die BfR gezwungen, diese Studien neu zu bewerten. In der Folge fand das BfR eine statistisch signifikante Tumor-Inzidenz in jeder der fünf Mäuse-Studien, die von der Pestizid-Industrie zur Verfügung gestellt worden waren. Unter einer extrem starken Verletzung der OECD-Richtlinien und der wissenschaftlichen Grundlagen, verwarf das BfR diese Ergebnisse als irrelevante Zufälle.

Anstatt die widersprüchliche und grundsätzlich fehlerhafte Bewertung des Krebsrisikos durch das BfR abzulehnen, hat die EFSA in November 2015, den Wirkstoff Glyphosat als „wahrscheinlich nicht krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Der Abschlussbericht der EFSA stellt nun die „wissenschaftliche“ Basis dar, auf denen die Mitgliedstaaten ihre Entscheidung zur Verlängerung des Wirkstoffs Glyphosat zu treffen haben. Wahrscheinlich werden die Mitgliedstaaten bereits am 7. März ihre Entscheidung treffen.

PAN Italia unterstützt eine von PAN-Europa eingereichte Beschwerde gegen Monsanto, BfR und EFSA.

„Betrachtet man die oben genannten Tatsachen, könnte der Verdacht entstehen, dass die Pestizid-Industrie, gemeinsam mit europäischen Behörden versucht, um jeden Preis den Wirkstoff Glyphosat auf dem europäischen Mark zu halten. Somit wird vernachlässigt, dass dies die Gesundheit von 500 Millionen Europäern gefährdet“, sagt Josef Unterweger, der Anwalt, der im Namen von PAN Europe die Beschwerde einreicht.

„Was bei der erneuten Zulassung von Glyphosat passiert ist, ist hoffentlich nicht die neue Vorgangsweise in der europäischen Risikobewertung. Die Zulassung von gefährlichen Chemikalien in der EU erfordert eine wissenschaftlich fundierte Beurteilung ihrer Risiken und Gefahren“, sagt Angeliki Lysimachou: „Bei der Bewertung des Krebsrisikos und der Krebsgefahr durch die EFSA wurden die wissenschaftliche Kriterien nicht erfüllt. Deshalb sollen am 7. März die europäischen Mitgliedstaaten nicht für eine erneute Zulassung von Glyphosat entscheiden.“

„Wir sehen uns als PAN-Italia dazu gezwungen, diese Beschwerde gegen EFSA, BfR und Monsanto durch PAN-Europa, zu unterstützen. Es ist Aufgabe und Pflicht unserer Organisation, zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung diese Maßnahmen zu ergreifen“, sagt Koen Hertoge, PAN-Italia Vorstandsmitglied.
„Die enge Verbindung zwischen Industrie und EU-Institutionen würde somit nur zu Profitmaximierung einzelner Firmen führen, während die Bevölkerung – auch in Südtirol – die Risiken trägt und den daraus erfolgenden Gefahren ausgesetzt ist. In Südtirol wird Glyphosat (Produkt: RoundUp) nach wie vor in der Landwirtschaft, aber auch auf öffentlichen Plätze, Spielplätze, Parkanlagen, Privatgarten, Friedhöfe, … eingesetzt“.

Für weitere Rückfragen:

PAN-Italia – Koen Hertoge – Vorstandsmitglied

Quelle
PAN Italia
http://www.pan-italia.it/de/

Autor
Koen Hertoge

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