Zuckmücken transportieren Pestizide von Gewässern an Land

Zuckmücken, auch Schwarmmücken genannt, kommen weltweit vor und haben eine große Bedeutung in Nahrungsnetzen. Die Eiablage und larvale Entwicklung spielt sich bei den meisten Arten im Gewässer ab, wohingegen die ausgewachsenen Tiere an Land leben. Damit sind Zuckmücken eine wichtige Nahrungsgrundlage sowohl für Fische als auch für Vögel und Fledermäuse.

Forschende der Uni Koblenz-Landau haben untersucht, ob und in welchen Mengen Zuckmücken Pestizide aus Gewässern im Larvenstadium aufnehmen und als adulte Tiere an Land transportieren. Dafür wurden die Larven einer Zuckmückenart unterschiedlichen Konzentrationen einer Mischung aus neun verschiedenen Pestiziden ausgesetzt. Die Mischung verschiedener Pestizidprodukte enthielt die Wirkstoffe von sieben Fungiziden und zwei Herbiziden und wurde in Konzentrationen eingesetzt, die bereits in Gewässern nachgewiesen wurden. Anschließend wurde die Akkumulation der Wirkstoffe im Lebenszyklus untersucht. Alle neun Pestizidwirkstoffe wurden in den Larven der Zuckmücken nachgewiesen unabhängig von der Konzentration, der sie ausgesetzt waren. Bei den Mücken, die einer geringen Pestizidkonzentration ausgesetzt waren, wurden fünf Wirkstoffe in den adulten Insekten nachgewiesen, bei der Behandlung mit hoher Pestizidkonzentration acht der insgesamt neun Wirkstoffe. Zuckmücken nehmen somit Pestizidwirkstoffe in Gewässern auf, speichern die Stoffe und bringen sie als adulte Tiere an Land.

Die Forscher*innen erwarten, dass dadurch auch landlebende Tiere, die sich von Zuckmücken ernähren, täglich geringen bis mäßigen Konzentrationen der Pestizidwirkstoffe ausgesetzt sind. Die Auswirkungen der Aufnahme der Pestizidwirkstoffe auf Vogel- und Fledermausarten sind kaum untersucht. Bei zwei der untersuchten Wirkstoffe ist jedoch ein Einfluss auf den Hormonhaushalt von Säugetieren bzw. Amphibien bekannt.

Original Studienzusammenfassung (englisch)

Emerging Midges Transport Pesticides from Aquatic to Terrestrial Ecosystems: Importance of Compound- and Organism-Specific Parameters

Emerging aquatic insects have the potential to retain aquatic contaminants after metamorphosis, potentially transporting them into adjacent terrestrial food webs. It is unknown whether this transfer is also relevant for current-use pesticides. We exposed larvae of the nonbiting midge, Chironomus riparius, to a sublethal pulse of a mixture of nine moderately polar fungicides and herbicides (logKow 2.5–4.7) at three field relevant treatment levels (1.2–2.5, 17.5–35.0, or 50.0–100.0 μg/L). We then assessed the pesticide bioaccumulation and bioamplification over the full aquatic–terrestrial life cycle of both sexes including the egg laying of adult females. By applying sensitive LC–MS/MS analysis to small sample volumes (∼5 mg, dry weight), we detected all pesticides in larvae from all treatment levels (2.8–1019 ng/g), five of the pesticides in the adults from the lowest treatment level and eight in the higher treatment levels (1.5–3615 ng/g). Retention of the pesticides through metamorphosis was not predictable based solely on pesticide lipophilicity. Sex-specific differences in adult insect pesticide concentrations were significant for five of the pesticides, with greater concentrations in females for four of them. Over the duration of the adults’ lifespan, pesticide concentrations generally decreased in females while persisting in males. Our results suggest that a low to moderate daily dietary exposure to these pesticides may be possible for tree swallow nestlings and insectivorous bats.

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