Konventionelle Pestizidwirkstoffe deutlich giftiger als im Ökolandbau zugelassene Wirkstoffe

Die Studie von IFOAM und Global 2000 vergleicht die Toxizität von Pestizidwirkstoffen im konventionellen mit Wirkstoffen, die im ökologischen Landbau zugelassenen sind. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass konventionelle Pestizidwirkstoffe deutlich giftiger sind.

Für die Studie wurden 256 für konventionelle Landwirtschaft zugelassene Wirkstoffe mit 134 Wirkstoffen verglichen, die im Ökolandbau eingesetzt werden dürfen. Als Vergleichsmaßstäbe dienten die folgenden zwei Kriterien:

  1. Die Gefahrenklassifizierung von Chemikalien (GHS), die mittels der sogenannten H-Sätze die Giftigkeit bei Exposition für die menschliche Gesundheit und Umwelt angeben und von Behörden vergeben werden.
  2. Gesundheitliche Richtwerte, die die annehmbare tägliche Aufnahmemenge sowie die annehmbare Exposition von Anwender*innen angeben

55 % der im konventionellen Landbau zulässigen Wirkstoffe sind mit Gefahrenhinweisen gekennzeichnet. Demgegenüber verfügen nur 3 % der im Ökolandbau zugelassenen Wirkstoffe über solche Warnhinweise.

Besonders kritische gesundheitliche Auswirkungen, wie mögliche Schäden für ungeborene Kinder im Mutterleib oder der Verdacht auf Krebserzeugung, treten bei 16 % der konventionellen Wirkstoffe auf und bei keinem einzigen Wirkstoff im Ökolandbau.

Auch bei Umweltauswirkungen schneiden synthetische Wirkstoffe schlechter ab: 40 % der im konventionellen Anbau zugelassenen Wirkstoffe sind sehr giftig für Wasserorganismen, wohingegen dies nur auf 1,5 % der ökologischen Mittel zutrifft.

Die europäischen Behörden haben darüber hinaus für 93 % der konventionellen Wirkstoffe, aber nur für 7 % der ökologischen Pflanzenschutzmittel gesundheitsbezogene Richtwerte für die ernährungsbedingte und berufliche Exposition festgelegt.

Die Studie zeigt damit klar auf, dass konventionelle Pestizidwirkstoffe deutlich giftiger sind. Synthetische Pestizide sind im Ökolandbau übrigens grundsätzlich verboten.

Original Studienzusammenfassung (englisch)

Toxicological Comparison of Pesticide Active Substances Approved for Conventional vs. Organic Agriculture in Europe

There is much debate about whether the (mostly synthetic) pesticide active substances (AS) in conventional agriculture have different non-target effects than the natural AS in organic agriculture. We evaluated the official EU pesticide database to compare 256 AS that may only be used on conventional farmland with 134 AS that are permitted on organic farmland. As a benchmark, we used (i) the hazard classifications of the Globally Harmonized System (GHS), and (ii) the dietary and occupational health-based guidance values, which were established in the authorization procedure.
Our comparison showed that 55% of the AS used only in conventional agriculture contained health or environmental hazard statements, but only 3% did of the AS authorized for organic agriculture.
Warnings about possible harm to the unborn child, suspected carcinogenicity, or acute lethal effects were found in 16% of the AS used in conventional agriculture, but none were found in organic agriculture. Furthermore, the establishment of health-based guidance values for dietary and nondietary exposures were relevant by the European authorities for 93% of conventional AS, but only for 7% of organic AS. We, therefore, encourage policies and strategies to reduce the use and risk of pesticides, and to strengthen organic farming in order to protect biodiversity and maintain food security.

Quelle
Toxics

https://doi.org/10.3390/toxics10120753

Faktencheck Pestizide in konventioneller und biologischer Landwirtschaft
https://www.global2000.at/sites/global/files/230223_Faktencheck_Pestizide-in-konventioneller-und-biologischer-Landwirtschaft.pdf

Autoren
Burtscher-Schaden et al.

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