Möglichkeiten und Maßnahmen zu ihrer Minderung in der konventionellen Landwirtschaft und im ökologischen Landbau

Die intensive Landwirtschaft verursacht eine Reihe an Umweltproblemen. Diese ergeben sich u.a. aus dem Einsatz von Ackergiften, Düngemitteln und der Intensivtierhaltung. Besonders negativ wirken sich die so genannten Nährstoffüberschüsse aus. 

Das Hintergrundpapier des Umweltbundesamts stellt verschiedene umweltbelastende Einträge aus der Landwirtschaft vor: Stickstoff, Phosphor/ Schwermetalle, Ackergifte, Tierarzneimittel. In einem zweiten Schritt werden Maßnahmen dargestellt, welche zur Reduzierung dieser Belastungen dienen können. Schließlich wird die Rolle der ökologischen Landwirtschaft in diesem Zusammenhang beleuchtet.

Im Kapitel „Pflanzenschutzmittel“, womit chemisch-synthetische Ackergifte gemeint sind, welche die Kulturpflanzen schützen sollen, dabei jedoch das gesamte Ökosystem massiv belasten, führen die AutorInnen sehr stark umstrittene Einsatzbereiche wie das Abspritzen von Ackerfrüchten und Getreide mit glyphosathaltigen Herbiziden kurz vor der Ernte an („Sikkation“), welches maßgeblich den Einsatz von Ackergiften in die Höhe treibt. Es benennt die hohen Risiken für die Biodiversität durch die Breitbandwirkung der Stoffe, bezeichnet jedoch die Kontamination benachbarter Bereiche und Gewässer durch Abdrift oder Abschwemmung als eine Belastung, die „bei Einhaltung der Anwendungsbestimmungen in der Regel auf ein vertretbares Maß minimiert werden“ können. Dass von dem UBA keine konsequent kompromisslose Haltung gegenüber Ackergiften vertreten wird, ist momentan leider zu erwarten. Dennoch benennt die Schrift den intensiven Einsatz von Ackergiften als Grund für die Verknappung des Nahrungsangebots für Insekten, Vögel und Säugetiere der Agrarlandschaften. Der Rückgang der Arten in der konventionellen Landwirtschaft setze sich fort und somit wurde das „Ziel“ der Bundesregierung verfehlt, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland bis 2010 zu stoppen.

In Kapitel 3.3 werden als Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastungen durch Pestizide lediglich Schadensminimierungsvorschläge gegeben, darunter „Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Sachkundeverbesserung der Anwender“, die „Gewährleistung einer konsequenten landesbehördlichen Kontrolle der Umweltauflagen“, sowie die Zulassungsauflagen des NAP. Eine grundsätzliche Reduzierung von Ackergiften in der konventionellen Landwirtschaft „auf das tatsächlich notwendige Maß“ wird dort ebenso benannt wie die Förderung alternativer Anbauverfahren „mit geringem oder ohne Einsatz von Pflanzenschutzmittel“. Solche Aussagen verlangen nach einem Realitätsabgleich! Auch technikorientierte Maßnahmen wie die „ausschließliche Verwendung von Geräten mit abdriftarmen Düsen“ oder die „Feld- statt Hofreinigung der Geräte“ werfen beim kritischen Leser Fragen auf. Unter den Ausnahmefällen, in denen das Verbot der Ausbringung von chemisch-synthetischen Giftstoffen zur Wildkrautbekämpfung auf Nichtkulturflächen (aufgrund von „nicht zumutbarem Aufwand“) aufgehoben werden kann, werden unter anderem „Schulhöfe“ aufgeführt, was einen staunen läßt.

Insgesamt erscheint es grotesk in einem Absatz von den krebserregenden und fortspflanzungsschädigenden Eigenschaften von den eingesetzten Wirkstoffen zu lesen, dann wiederum nur von Vorschlägen zur „Gefahrenminderung“ anstatt einem kompromisslosen Ausstieg aus der chemischen Rüstungsspirale (wovon man aufgrund der Resistenzbildung bei den Nichtkulturpflanzen sprechen kann). Dennoch ist die Veröffentlichung lesenswert, nicht zuletzt um an der öffentlichen Diskussion um Ackergifte vorbereitet teilnehmen zu können.

Quelle
Umweltbundesamt
http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/umweltbelastende_stoffeintraege_aus_der_landwirtschaft.pdf

Autoren
Frederike Balzer und Dietrich Schulz (2014)
mit Beiträgen von Gabriele Wechsung, Heike Madrenes und Steffen Matezki