Flaschenpost – Der steile Anstieg der TFA-Kontamination in europäischem Wein
Kurzfassung
Die vorliegende Studie untersucht die Belastung von Wein mit der Ewigkeitschemikalie TFA (Trifluoracetat) anhand von zehn alten Weinen (Jahrgänge 1974–2015) und 39 rezenten Weinen (Jahrgänge 2021–2025) aus zehn weinproduzierenden EU-Ländern. Alle jüngeren Weine wurden zudem auf Pestizidrückstände untersucht. Die Studie wurde von GLOBAL 2000 in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Pestizid-Aktionsnetzwerk PAN Europe durchgeführt. Die Ergebnisse offenbaren ein ernstes und rasant wachsendes Umweltproblem, das über Jahrzehnte unbeachtet blieb.
Lange galt TFA als zwar extrem persistentes, aber toxikologisch unbedenkliches Abbauprodukt bestimmter fluorierter Chemikalien – insbesondere von F-Gasen aus der Kältetechnik und PFAS-Pestiziden aus der Landwirtschaft. Inzwischen steht TFA jedoch im Verdacht, die Fortpflanzung zu schädigen. Einmal in die Umwelt gelangt, wird die Ewigkeits-Chemikalie nicht mehr abgebaut. Sie reichert sich in Wasser, Böden und Pflanzen an – und laut neueren Studien auch im menschlichen Blut.
Frühere Untersuchungen der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 gemeinsam mit PAN Europe belegen eine weit verbreitete TFA-Kontamination in Flüssen, Seen, Grund- und Leitungswasser sowie im Regen. In der vorliegenden Studie wurde erstmals systematisch untersucht, in welchem Ausmaß TFA auch in landwirtschaftlichen Erzeugnissen – konkret in Wein – nachgewiesen werden kann.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Steiler Anstieg der Belastung: Seit 2010 zeigen sich stark ansteigende TFA-Konzentrationen im Wein. In Jahrgängen vor 1988 wurde hingegen kein TFA nachgewiesen. Weine der Jahrgänge 2021–2024 enthielten im Durchschnitt 122 µg/l – mit Spitzenwerten über 300 µg/l.
- Verbreitung in ganz Europa: Weine aus 10 EU-Ländern wurden analysiert. Alle Weine hatten hohe TFA-Gehalte, die um zwei bis drei Größenordnungen über den – bereits hohen – Hintergrundwerten im Regen-, Oberflächen- und Grundwasser lagen.
- Gemeinsames Auftreten mit Pestizidrückständen: Höhere TFA-Gehalte gingen mit einer größeren Anzahl und Konzentration synthetischer Pestizidrückstände einher.
Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Untersuchungen des deutschen Umweltbundesamts, die PFAS Pestizide als wichtigste Quelle für die Verunreinigung von Grundwasser mit TFA identifiziert haben. Sie stimmen auch mit bisher unveröffentlichten Analysedaten überein, die am Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Freiburg erhoben wurden. Nicht zuletzt fügen sie sich in die Ergebnisse der bislang einzigen offiziellen EU-Studie zur Belastung von Lebensmitteln – darunter auch Wein – mit TFA ein. Insgesamt ergibt sich ein eindeutiges Bild: Die Belastung pflanzlicher Lebensmittel mit TFA ist real – sie ist bereits erheblich – und sie nimmt dramatisch zu.
Da TFA nicht abgebaut werden kann und auch keine praxistauglichen Verfahren zu seiner Entfernung existieren, fordern die Autor:innen ein sofortiges Verbot von PFAS Pestiziden und F-Gasen; Ein umfassendes Monitoringprogramm für TFA in Lebensmitteln, und ein vorsorgeorientiertes Regulierungskonzept, das bestehende toxikologische Datenlücken und potenzielle Gesundheitsrisiken – auch für Kinder –berücksichtigt.
https://pan-germany.org/download/pan-studie-zu-tfa-gehalten-in-europaeischem-wein-dt-fassung/
Helmut Burtscher-Schaden (GLOBAL 2000)
Mitwirkende Autorinnen und Autoren:
Sara Langemann (GLOBAL 2000), Angeliki Lyssimachou (PAN Europe), Salomé Roynel (PAN Europe)
Suchen Sie weitere Beiträge zu diesem Thema? Unser Schlagwortverzeichnis erleichtert Ihnen die Suche.